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Schwerpunkt
Cyber-Mobbing

Mobbing ist schon im realen Leben eine fiese Technik, andere zu beleidigen, zu bedrohen oder auszugrenzen. Das Internet aber scheint für Mobbing wie gemacht. Andere lächerlich oder schlecht zu machen, ist nirgendwo einfacher als in den sozialen Medien. 

Die Anonymität im Netz erhöht das Risiko für Mobbing

Nicht immer ist klar, wer die Täter*in ist, weil sie sich hinter Decknamen verbirgt. Telegrammartige Kurznachrichten können dazu genutzt werden, andere zu beschämen und zu verunglimpfen. Wenn Decknamen möglich sind, kann man im Schutze der Anonymität andere schlecht reden. 


Üble Nachrede und Hasskommentare sind durch das Internet alltäglich und allgegenwärtig geworden. Leider hat solches Cyber-Mobbing auch die Schulhöfe erreicht. Cyber-Mobbing ist für Jugendliche, die zu Opfern werden, besonders verletzend, weil sie sich gerade in der Altersphase befinden, in der sie sehr um Anerkennung durch andere ringen. 


Cyber-Mobbing erreicht schnell viel mehr Personen als im realen Leben. Ein Klick und die ganze Schule lacht über einen. Ausgrenzungen über soziale Medien treffen häufig viel härter als spöttisches Getuschel hinter jemandes Rücken. Außerdem vergisst das Netz nicht. Peinliche Informationen aus dem Netz zu löschen, ist nur schwer bis gar nicht möglich. 

Mobbing-Opfer schämen sich oft

In einer Befragung gaben acht Prozent der Jugendlichen an, schon einmal selbst im Internet oder über das Handy fertig gemacht worden zu sein. Mehr als ein Drittel gab an, dass schon einmal jemand aus dem Bekanntenkreis über das Handy oder Internet fertig gemacht worden sei. Hingegen gaben nur sechs Prozent der befragten Eltern an, dass dies ihrem Kind schon einmal passiert sei. Eltern erfahren also längst nicht immer davon, wenn ihr Kind Mobbing-Opfer wurde. Ein Grund dafür ist, dass sich die Opfer dafür schämen und das Gefühl haben, selbst daran schuld zu sein, ausgegrenzt und nicht gemocht zu werden. 

Rund die Hälfte entwickelt psychische Beschwerden

Die Hälfte der Jugendlichen, die Opfer von Cyber-Mobbing werden, scheint die Niedertracht der anderen ohne psychische Folgen bewältigen zu können. Die andere Hälfte entwickelt jedoch Gefühle von Hilflosigkeit, Depressivität und Angst. Da die peinlichen Informationen immer weiter im Netz abrufbar sind, halten solche Gefühle manchmal lange an. Wichtig ist aber auf jeden Fall die Unterstützung durch Eltern, Gleichaltrige oder Lehrer*innen. 

Was tun, wenn mein Kind Mobbing-Opfer wird?

Kinder und Jugendliche berichten ihren Eltern selten davon, wenn sie Opfer von Cyber-Mobbing werden. Sprechen Sie deshalb mit Ihrem Kind darüber, dass dies passieren kann, und bitten Sie es, Ihnen davon zu erzählen, wenn es gemobbt wird. Sagen Sie ihm, dass Sie verstehen, wie peinlich eine solche Situation sein kann, dass Sie sich aber wünschen, dass es Ihnen davon erzählt, um ihm helfen zu können. 


Wird Ihr Kind gemobbt, braucht es Ihren unbedingten Rückhalt. Sagen Sie ihm, dass Sie für es da sind, egal, was passiert. Erklären Sie Ihrem Kind, dass dies auch anderen passiert. Bleiben Sie ruhig. Geben Sie Ihrem Kind das Gefühl, die Situation im Griff zu haben, selbst wenn Sie aufgebracht sind und noch nicht wissen, wie Sie mit der Situation umgehen sollen. Machen Sie Ihrem Kind keine Vorwürfe.


Bitten Sie Ihr Kind, nicht auf das Mobbing zu reagieren. Auch Sie selbst sollten erstmal nicht reagieren, zum Beispiel nicht vorschnell mit den Eltern der Mobbing-Täter*innen sprechen. Lassen Sie sich von Ihrem Kind ausführlich berichten, was passiert ist, ob es die Täter*innen kennt und ob bereits andere auf die Mobbing-Meldungen reagiert haben. Wenn Sie die Situation besser einschätzen können, überlegen Sie, wie Sie gegen die Täter*innen vorgehen können. Sichern Sie Beweise, sperren Sie die Mobbing-Täter*innen auf WhatsApp und Facebook, löschen Sie den Account oder ändern Sie die E-Mail-Adresse Ihres Kindes. Wenn möglich, melden Sie dem Anbieter der sozialen Medien das Mobbing und bitten um Entfernung zum Beispiel des Fotos und der Kommentare. Da am häufigsten Mitschüler*innen die Täter*innen sind, informieren Sie die Schule darüber. In besonders gravierenden Fällen können Sie auch die Polizei einschalten. 


Wird Ihr Kind gemobbt, braucht es Ihren unbedingten Rückhalt. Sagen Sie ihm, dass Sie für es da sind, egal, was passiert.


Darüber hinaus können Sie auch im Internet gegen das Mobbing vorgehen. Rufen Sie Bekannte und Freund*innen Ihres Kindes an und bitten, das Mobbing zu verurteilen und die Täter*innen zu kritisieren. Unterstützung von anderen hilft Mobbing-Opfern am meisten. 


Verbringen Sie viel Zeit mit Ihrem Kind. Organisieren Sie Treffen mit Bekannten und Freund*innen. Sprechen Sie jedoch nicht täglich über das Mobbing. Ihr Kind muss auch die Chance haben, die Erfahrungen hin und wieder und immer öfter zu vergessen. 


Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Kind nach einigen Wochen immer noch psychisch belastet ist, suchen Sie sich professionelle Hilfe. Erste Ansprechpartner*in kann die »Nummer gegen Kummer« sein, die sowohl eine Telefonberatung für Kinder (116 111) als auch für Eltern (0800 111 0 550) anbietet. Reicht dies nicht aus, damit Ihr Kind wieder in ein normales Leben zurückfindet, kann es sinnvoll sein, psychotherapeutische Hilfe zu suchen.

 

www.nummergegenkummer.de

Was tun, wenn mein Kind Mobbing-Täter*in ist?

Viele Eltern sind erschrocken und wütend, wenn sie erfahren, dass ihr Kind andere im Netz beleidigt und ausgrenzt. Keine Mutter und kein Vater möchte es wahrhaben, dass ihr Kind auch gemein sein kann. Überprüfen Sie erst einmal in Ruhe, ob die Vorwürfe stimmen und ob tatsächlich mehr als ein Streit vorliegt. Mobbing setzt voraus, dass in aller Regel eine Gruppe, manchmal auch eine Einzelne*, eine Person gemeinsam und über längere Zeit drangsaliert und demütigt. 


Suchen Sie zunächst das Gespräch mit Ihrem Kind, möglichst nicht überfallartig, wenn es gerade nach Hause kommt, sondern in einem ruhigen Moment, in dem es gut ansprechbar ist. Hören Sie sich seine Sicht der Dinge an. Versuchen Sie zu verstehen, was passiert ist. Mobbing hat fast immer eine längere Geschichte und meist viele Beteiligte. Versuchen Sie, die Vorgeschichte und die übrigen Beteiligten herauszubekommen. Wichtig ist, dass Sie Ihrem Kind klar machen, dass sein Verhalten verletzend ist und es damit aufhören muss.


Falls es sich um eine Mitschüler*in handelt, suchen Sie das Gespräch mit der Vertrauens- oder Klassenlehrer*in. Den Lehrer*innen kommt eine entscheidende Rolle bei der Lösung des Konflikts zwischen Schüler*innen zu. Lassen Sie sie klären, ob tatsächlich mehr als ein Streit vorliegt. Mobbing ist fast immer das Problem einer ganzen Klasse oder sogar der Schulkultur. Es gibt Haupttäter*innen, Mittäter*innen, Mitläufer*innen und Beobachter*innen, die nicht eingreifen, weil sie zum Beispiel Angst haben, selbst zum Opfer zu werden. Lassen Sie die Klassen- oder Vertrauenslehrer*in klären, wer welche Rolle spielt. Eine Konfrontation von Haupttäter*in und Mobbing-Opfer ist in der Regel nicht hilfreich. 


Egal, welche Rolle Ihr Kind gespielt hat, suchen Sie auf jeden Fall weiter das Gespräch mit ihm. Setzen Sie auf seine Einsicht. Erklären Sie ihm, wie verletzend sein Spott und seine Ausgrenzung gewesen sein können. Fragen Sie Ihr Kind, wie es sich selbst fühlen würde, wenn es Mobbing-Opfer geworden wäre. Beschreiben Sie, wie es Ihnen selbst gehen würde, wenn Sie die Eltern des Mobbing-Opfers wären. Wecken Sie Verständnis für die Gefühle der anderen. Machen Sie ihm bei allem Verständnis aber auch klar, dass sein Verhalten mehr war als ein derber Spaß. Häufig tut es Täter*innen und Mittäter*innen leid, was sie getan haben. Sie wissen aber nicht, wie sie da wieder rauskommen sollen. Zeigen Sie Ihrem Kind Anerkennung dafür, wenn es seinen Fehler einsieht und sich entschuldigt. Jedes Kind darf Fehler machen und daraus lernen.

Beispiele für Cyber-Mobbing sind:

  • Gefälschte Profile auf Facebook, um Personen damit lächerlich zu machen. 
  • Hass-Gruppen auf WhatsApp, um Mitschüler*innen fertigzumachen oder auszugrenzen.
  • Das Verbreiten von peinlichen Bildern und Videos auf Snapchat, die von anderen abfällig kommentiert und geteilt werden. 
  • Eine besondere Form des Cyber-Mobbings ist das »Sexting«: Nicht wenige Jugendliche fotografieren sich nackt oder spärlich bekleidet und versenden die Bilder an andere. Solange die anderen mit solchen Selfies sorgsam umgehen, mag dies befremdlich, aber nicht beschämend sein. Immer wieder werden jedoch solche selbstentblößenden Fotos missbraucht und an andere weiterverschickt, die sie nie erhalten sollten, zum Beispiel um ein Mädchen nach dem Ende einer Beziehung öffentlich zu demütigen und zu verletzen.